8 Charaktereigenschaften, warum dein Kind Temperament und kein AD(H)S hat und dies mit Stress zusammenhängt!

Wenn ihr schon den Temperamenttest (Link) gemacht habt, dann habt ihr schon die Charaktereigenschaften kennengelernt, die typisch sind für temperamentvolle Menschen, für temperamentvolle Kinder. Diese Charaktereigenschaften hängen auf ganz unterschiedliche Weise mit Stress zusammen. Bezeichnend ist für temperamentvolle Kinder, dass sie schneller in Stress geraten und sich schwerer selbst beruhigen können. Warum das so ist, möchten wir jetzt etwas genauer betrachten.

Manche dieser Charaktereigenschaften verursachen selbst Stress und andere spielen eine Rolle, wenn die Kinder bereits im Stress sind. Beginnen wir mit der Willensstärke. Kinder, die sehr willensstark sind, haben einen sehr starken Drang nach Selbstständigkeit. Das kennt ihr vielleicht. „Alleine“ ist eines der ersten Wörter dieser Kinder. Sie möchten alles selbst machen. Ganz früh mit dem Löffel essen. Sie wollen gerne überall draufklettern, wenn sie einen starken Bewegungsdrang haben. Diese Kinder reagieren auf ein „nein“ oft mit heftigen Wutanfällen. Das liegt einfach daran, dass ein „nein“ sich anfühlt wie körperlicher Schmerz. Das “nein” versetzt sie also in Stress. Ich kann es nur immer wiederholen, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen.  Wir plädieren nur dafür, dass man vielleicht nicht immer „nein“ sagt, sondern auch mal Alternativen wählt, so dass das Wort “nein” nicht inflationär gebraucht wird. Man kann es entweder ein bisschen humorvoll machen…“abgelehnt“ oder „das möchte ich nicht“ oder „das ist mir nicht so recht“. Also nicht immer das Wort „nein“ verwenden, sondern versuchen, die Kinder vielleicht durch Ablenkung, gerade wenn sie noch sehr klein sind, von etwas abzubringen.

Und ganz wichtig ist, ihnen dann auch zu erklären, warum man dies nicht möchte, so dass es nicht einfach nur ein pauschales „nein“ ist und fertig. Das wäre respektlos. Lerne also die einzelnen Charaktereigenschaften deines temperamentvollen Kindes kennen und nutze Strategien, wie man mit den Kindern anders umgehen kann, so dass es insgesamt zu weniger Stress kommt und dass auch die Kinder lernen können, nicht mehr so schnell in Stress zu geraten. Besuche doch auch gerne unser kostenfreies Webinar, in dem wir genau auf diese Strategien eingehen. (Link)

Jetzt kommen wir aber erst einmal zur zweiten Charaktereigenschaft, der Gefühlsstärke. Dies ist eine Charaktereigenschaft, die eine Rolle spielt, wenn Kinder bereits im Stress sind, wie euch bestimmt klar ist. Denn darauf reagieren die Kinder mit heftigsten Gefühlsausbrüchen. Mit Wutanfällen, die Kinder sind einfach viel schneller traurig, sie reagieren auf Enttäuschungen heftig und wie gesagt können sich diese Kinder erst einmal nicht selbst beruhigen. Sie sind dann auf die Eltern angewiesen, um den Stress zu reduzieren.

Die dritte Charaktereigenschaft, die geringere Flexibilität, bedeutet, dass die Kinder Probleme haben mit sogenannten Übergängen. Darunter versteht man z.B. Ortwechsel, Überraschungen, spontane Planänderungen. Auch das versetzt Kinder in Stress. Das habt ihr vielleicht auch schon einmal erlebt. Ihr habt dem Kind angekündigt, dass es etwas Bestimmtes zum Mittagessen gibt und dann gibt es plötzlich etwas ganz anderes. Das artete dann in wildes Geschrei aus, weil das Kind eine andere Erwartung hatte.

Die vierte Charaktereigenschaft ist die gesteigerte Wahrnehmung. Diese Eigenschaft führt prinzipiell dazu, dass man Details wahrnimmt, die anderen entgehen. Das Gehirn bekommt also deutlich mehr Input als das Gehirn eines ruhigeren Menschen. Wenn die Kinder im Stress sind, scannt das Gehirn die Umgebung auf potentielle Gefahren. Das bedeutet also wiederum, dass die Kinder sich nicht auf das konzentrieren können, was direkt vor ihnen ist. Also nochmal zusammenfassend: Stress diente früher dem Überleben. Denken wir an den Höhlenmenschen. Vielleicht hat er ein Geräusch gehört und denkt, hier ist irgendwo ein wildes Tier in der Nähe. Also muss ich darauf vorbereitet sein, sonst werde ich gleich angesprungen. Das war die ursprüngliche Situation. Heutzutage führt diese Eigenschaft dazu, dass ein Kind im Stress sich nicht auf das, was vor ihm ist oder in seiner Hand ist, konzentrieren kann.

Die nächste Charaktereigenschaft, die Hochsensibilität, führt dazu, dass die Kinder über ihre Sinnesorgane deutlich mehr Reize wahrnehmen als ruhigere Menschen. Das, man kann es sich schon denken, führt schnell zu Überstimulation, das Gehirn ist überfordert mit all den Reizen. Es muss sie erst alle verarbeiten. Es wird weniger herausgefiltert. Und auch das führt zu Stress. Wie schon angesprochen, kann Lärm ein Grund sein, warum Kinder in Stress geraten. Im Kindergarten ist es kaum möglich, dem Trubel zu entgehen. Aber auch Menschenmengen, Hitze, wenn es im Sommer viel zu heiß ist, versetzen die Kinder in Stress.

Das waren die 5 Hauptcharaktereigenschaften temperamentvoller Kinder, die eigentlich bei fast allen sehr stark ausgeprägt sind. Daneben gibt es noch drei weitere, wir nennen es die potentiellen Zusatzeigenschaften. Sie treten nicht unbedingt bei jedem Kind auf. Das ist einmal der Gemütszustand, die Unregelmäßigkeit und der übermäßige Bewegungsdrang. Deswegen gibt es auch ADS und ADHS, weil nicht jedes temperamentvolle Kind einen solch übermäßigen Bewegungsdrang hat.

Fangen wir zunächst mit dem Gemütszustand an. Kinder, bei denen diese Charaktereigenschaft ausgeprägt ist, sind eher ernste Kinder. Sie neigen dazu sehr pessimistisch an alles heranzugehen. Das Glas ist halb leer. Diese Kinder werden durch negative Nachrichten in Stress versetzt. Sie konzentrieren sich auf ihre Misserfolge. Auch das ist nicht unbedingt günstig im Umgang mit Stress. Und wie wir auch später noch lernen werden, ist es eine Herausforderung, solchen Kindern Resilienz zu vermitteln, denn resiliente Menschen sind optimistische Menschen. Sie erleben eine Krise und sehen darin noch nicht das Ende, sondern durch ihren Optimismus gibt es für sie ein Leben nach der Krise.

Die siebte Eigenschaft, die Unregelmäßigkeit, führt zu Stress beim Schlafen und beim Essen. Weil das eine so häufige Problematik ist, werden wir gleich in den beiden nächsten Modulen darauf eingehen, da es etwas ist, woran ihr recht schnell etwas ändern könnt. Diese Unregelmäßigkeit hat etwas mit der biologischen Uhr zu tun. Diese stellt sich bei temperamentvollen Kindern, bei denen dieses Merkmal zutrifft, nicht von selbst. Das heißt, die Kinder sind auf äußere Reize angewiesen, auf die Hilfe der Eltern, um ihre innere Uhr zu stellen. Manche fallen von selbst in einen Rhythmus, ohne dass man selbst darauf achtet, oder dass man viel vorgibt von außen. Aber andere brauchen diese Vorgabe von außen, dass man ein Kind zu einer bestimmten Zeit schlafen legt oder schon einmal den Raum abdunkelt, um einen geregelten Tagesablauf zu haben.

Die achte Charaktereigenschaft ist der übermäßige Bewegungsdrang. Diesen muss man sich ähnlich vorstellen wie Harndrang. Wenn man starken Harndrang hat, will man unbedingt auf die Toilette. Man kann an nichts anderes denken. Deswegen ist es auch überhaupt nicht sinnvoll, Kinder im Unterricht nicht auf die Toilette gehen zu lassen. Das gleiche gilt aber auch für den Bewegungsdrang. Man kann sich das durchaus vergleichbar vorstellen. Die Kinder, die einen Drang danach haben, sich zu bewegen, können in diesem Moment an nichts anderes denken, als an Bewegung. Und indem man versucht, dies zu unterdrücken, versetzt man die Kinder in unglaublichen Stress. Und nur durch Bewegung ist es möglich, dass die Kinder diesen Stress wieder abbauen. Das ist natürlich ein Problem in der Schule, wo man lange stillsitzen soll. Die Kinder haben keine Chance, sich dauerhaft zu konzentrieren, so lange der Bewegungsdrang unterdrückt wird.